Veröffentlicht am Mai 15, 2024

Der Schlüssel zu einer gelungenen Alpentour im Mai liegt nicht darin, Wintersperren zu vermeiden, sondern sie als festen Teil einer flexiblen Tourenarchitektur zu akzeptieren.

  • Statt starrer Routen ermöglicht die „Basislager-Taktik“ tägliche Anpassungen ohne ständigen Hotelwechsel.
  • Die realistische Tagesleistung sinkt durch Kehren, Fotostopps und potenzielle Umwege auf 250 km, was in die Planung einkalkuliert werden muss.

Empfehlung: Planen Sie Ihre Tour um ein oder zwei zentrale „Basislager“ mit flexiblen Stornierungsbedingungen und nutzen Sie aktuelle Passinformationen, um täglich die beste Route zu wählen, anstatt eine Woche im Voraus alles festzulegen.

Der Mai lockt. Die ersten warmen Sonnenstrahlen schmelzen den Schnee an den Hängen, die Pässe rufen, und der Drang, das Motorrad für die erste große Alpentour des Jahres zu satteln, wird übermächtig. Sie haben die perfekte Route im Kopf: eine Symphonie aus Kehren, Panoramen und Gipfelglück. Doch die Realität im Frühjahr sieht oft anders aus. Die Freude weicht schnell dem Frust, wenn die digitale Karte zwar eine offene Straße zeigt, man aber nach einer langen Anfahrt vor einer geschlossenen Schranke steht: „Wintersperre“.

Viele Ratgeber geben hier die üblichen Tipps: Prüfen Sie kurz vor der Abfahrt die Websites von Automobilclubs oder Pass-Portalen. Seien Sie flexibel. Das ist richtig, aber es ist keine Strategie. Es ist reaktiv und führt oft zu Stress, enttäuschten Erwartungen und dem Gefühl, dass die sorgfältig geplante Traumtour zerplatzt. Die ständige Unsicherheit, ob der nächste Pass offen oder geschlossen ist, nagt an den Nerven und raubt die Freude am Fahren.

Aber was wäre, wenn die wahre Kunst der Tourenplanung im Mai nicht darin bestünde, Wintersperren krampfhaft umgehen zu wollen, sondern sie als feste Variable in eine überlegene Tourenarchitektur zu integrieren? Dieser Artikel bricht mit dem Mythos der starren Routenplanung. Stattdessen zeigen wir Ihnen, wie Sie eine flexible, aber strukturierte Strategie entwickeln, die Ihnen erlaubt, auf jede Situation souverän zu reagieren. Wir betrachten Wintersperren nicht als Hindernis, sondern als kalkulierbaren Teil des Abenteuers.

Wir werden uns ansehen, wie Sie realistische Tagesetappen planen, warum die richtige Buchungsstrategie entscheidend ist und wie Sie typische Kosten- und Zeitfallen von vornherein umgehen. So wird Ihre Alpentour im Mai nicht zu einem Glücksspiel, sondern zu einem strategisch geplanten Erlebnis, das Raum für die nötige Spontaneität lässt.

Dieser Leitfaden ist Ihr strategischer Kompass für die Planung Ihrer Motorradtour im Frühling. Er führt Sie durch die wichtigsten Aspekte, von der realistischen Einschätzung Ihrer Tageskilometer über clevere Buchungstaktiken bis hin zum Umgang mit den unvorhersehbaren Wetter- und Straßenbedingungen der Alpen.

Warum schaffen Sie in den Dolomiten nur 250 km am Tag statt 500 km?

Auf der Autobahn sind 500 Kilometer eine Sache von wenigen Stunden. In den Alpen, besonders in den Dolomiten im Mai, ist diese Distanz eine Illusion. Die strategische Planung beginnt mit der Akzeptanz einer simplen Wahrheit: Ihre Durchschnittsgeschwindigkeit wird drastisch sinken. Der Grund ist eine Kombination aus der Natur der Strecken und den spezifischen Bedingungen im Frühjahr. Unzählige Kehren, enge Straßen und wechselnde Fahrbahnbeläge erfordern konstante Konzentration und senken das Tempo automatisch.

Hinzu kommen die „gewollten“ Pausen: Jeder atemberaubende Ausblick lädt zu einem Fotostopp ein. Diese summieren sich schnell. Doch der entscheidende Faktor im Mai sind die unvorhergesehenen Stopps. Die Schneeschmelze kann zu nassen oder verschmutzten Straßenabschnitten führen, die langsameres Fahren erfordern. Und dann ist da die allgegenwärtige Gefahr der Wintersperren. Selbst wenn ein Pass als „offen“ gemeldet ist, können nächtliche Minusgrade zu einer kurzfristigen Schließung am Morgen führen. Anfang Mai sind laut dem Alpen-Motorrad-Guide oft über 80 Pässe noch gesperrt.

Ein gesperrter Pass bedeutet nicht nur eine Planänderung, sondern einen erheblichen Zeitverlust. Eine Umfahrung kann leicht zwei bis drei zusätzliche Stunden in Anspruch nehmen. Rechnet man all diese Faktoren zusammen – die anspruchsvolle Strecke, die Fotostopps, die unvorhersehbaren Hindernisse und potenzielle Umwege –, wird schnell klar, warum eine Tagesetappe von 250 bis 300 Kilometern nicht nur realistisch, sondern auch ein Garant für entspanntes Fahren ist. Alles darüber hinaus artet schnell in Stress und Hetze aus.

Vorab buchen oder spontan suchen: Was ist in der Hochsaison stressfreier?

Die Frage nach der Unterkunftsplanung spaltet die Motorrad-Community: die Sicherheit der Vorausbuchung gegen die Freiheit der spontanen Suche. Für eine Tour im Mai, die von Unsicherheit geprägt ist, gibt es eine strategische Antwort, die das Beste aus beiden Welten vereint: die Basislager-Taktik. Anstatt jeden Abend ein neues Hotel anzusteuern und sich so an eine starre Route zu ketten, wählen Sie ein zentral gelegenes Hotel als Ausgangspunkt für zwei bis drei Nächte.

Standorte wie Meran, Lienz oder Bozen eignen sich hervorragend als solche Basislager. Von hier aus können Sie sternförmig Tagestouren unternehmen. Der entscheidende Vorteil: Ist ein geplanter Pass gesperrt, kehren Sie abends einfach ins bekannte Hotel zurück und planen für den nächsten Tag eine alternative Route, ohne den Stress eines Quartierwechsels. Diese Methode verwandelt das Problem der Wintersperren in eine Chance für reaktive Spontaneität. Sie bleiben flexibel, ohne auf den Komfort einer festen Basis zu verzichten.

Bei der Wahl des Basislagers sind zwei Kriterien entscheidend: eine gute Anbindung in mehrere Himmelsrichtungen und, ganz wichtig, flexible Stornierungsbedingungen. Viele Hotels, gerade in bei Motorradfahrern beliebten Regionen, bieten eine kostenlose Stornierung bis 18 Uhr am Anreisetag an. So können Sie sogar Ihr Basislager kurzfristig anpassen, falls das Wetter in einer ganzen Region schlecht sein sollte. Diese Kombination aus strategischer Vorausplanung und operativer Flexibilität ist der Schlüssel zu einer stressfreien Tour.

Gemütliches Alpenhotel mit geparkten Motorrädern im Frühling

Ein solches Basislager bietet nicht nur logistische Vorteile, sondern auch einen psychologischen. Nach einem langen Tag im Sattel, vielleicht mit einer unerwarteten Umleitung, in eine vertraute Umgebung zurückzukehren, reduziert den mentalen Stress erheblich. Die Suche nach einem Hotel am späten Nachmittag in einer fremden Gegend entfällt komplett.

Maut, Sprit und Vignette: Wo verstecken sich die Kostenfallen in Österreich und Italien?

Eine Alpentour kann schnell teurer werden als gedacht, wenn man die versteckten Kosten nicht im Blick hat. Neben Unterkunft und Verpflegung sind es vor allem Maut, Vignetten und Spritpreise, die das Budget belasten können. Eine vorausschauende Planung hilft, böse Überraschungen zu vermeiden. In Österreich gilt für alle Autobahnen eine Vignettenpflicht, auch für Motorräder. Kaufen Sie diese am besten vorab online oder an einer grenznahen Tankstelle.

Zusätzlich zur Vignette werden für besonders attraktive oder baulich aufwendige Strecken, wie die Großglockner-Hochalpenstraße oder die Brennerautobahn, separate Streckenmauten fällig. Diese können erheblich sein und müssen ins Tagesbudget eingerechnet werden. Italien hingegen kennt keine generelle Vignette, sondern rechnet die Autobahnmaut streckenabhängig an Mautstationen ab. Viele der berühmten Pässe wie das Stilfser Joch sind kostenlos, aber Zubringer oder alternative Routen über die „Autostrada“ kosten Geld.

Ein schlauer Planungs-Puffer für Kosten lässt sich beim Tanken schaffen. Es ist bekannt, dass das Tanken in Österreich oft spürbar günstiger ist als in Deutschland oder Italien. Eine strategische Planung der Tankstopps, bei der man vor dem Grenzübertritt nach Italien oder bei der Rückkehr nach Deutschland in Österreich den Tank füllt, kann über die gesamte Tour eine erhebliche Ersparnis bedeuten. Eine aktuelle Übersicht des ALPENTOURER Magazins zeigt die Kosten für die wichtigsten Pässe.

Mautkosten ausgewählter Alpenpässe und Strecken
Pass/Strecke Land Motorrad-Maut Öffnungszeiten Mai
Großglockner Österreich 28 € Anfang Mai – Ende Oktober
Timmelsjoch Ö/Italien 16 € Ende Mai – Oktober
Stilfser Joch Italien Kostenlos Ende Mai – November
Brennerautobahn Ö/Italien 10,50 € Ganzjährig

Diese Tabelle zeigt, dass die Kosten stark variieren. Die Entscheidung für oder gegen eine Mautstraße sollte nicht nur vom Preis, sondern auch vom Erlebniswert und der gesparten Zeit abhängen. Manchmal ist die teurere Panoramastraße das eigentliche Ziel der Etappe.

Das Risiko, am Pfingstwochenende am Gardasee im Stau zu stehen

Pfingsten und der Gardasee – für viele deutsche Motorradfahrer eine traumhafte Kombination. Doch die An- und Abreise, insbesondere über die klassischen Routen wie die A8 München-Salzburg und den Brenner, kann sich schnell in einen Albtraum aus Stau und Stop-and-Go verwandeln. Die Konzentration des Reiseverkehrs an diesem langen Wochenende führt zu einer extremen Belastung der Hauptverkehrsadern. Wer hier stur der Navigation folgt, verbringt wertvolle Urlaubszeit im Stillstand.

Die größte Fehlerquelle ist die Annahme, dass man „einfach durchkommt“. Antizyklisches Fahren ist hier der Schlüssel. Statt am Freitagnachmittag oder Samstagmorgen zu starten, kann eine Abfahrt am Samstagnachmittag nach 14 Uhr oft schon den größten Stauwellen entgehen. Eine weitere strategische Option ist die bewusste Wahl von Alternativrouten, auch wenn sie auf dem Papier länger sind. Die Route über die B305 und Bad Reichenhall statt der A8 ist landschaftlich reizvoller und oft nervenschonender.

Direkt am Gardasee selbst ist die berühmte Uferstraße, die Gardesana, an Pfingsten besonders staugefährdet. Sie ist eng, kurvig und wird von Autos, Bussen und Radfahrern gleichermaßen genutzt. Eine fantastische, aber anspruchsvollere Alternative ist die Monte Baldo Höhenstraße, die spektakuläre Ausblicke bietet und deutlich weniger frequentiert ist. Um die aktuelle Verkehrslage auch im Ausland im Blick zu behalten, sind Apps wie „ADAC Drive“ unverzichtbar, da sie Echtzeitdaten liefern und bei der dynamischen Routenanpassung helfen.

Ihre Checkliste für eine staufreie Anfahrt an Pfingsten

  1. Antizyklisch starten: Planen Sie die Abfahrt erst für Samstagnachmittag (nach 14 Uhr), um den Hauptreiseverkehr zu umgehen.
  2. Hauptachsen meiden: Nutzen Sie die B305 über Bad Reichenhall als Alternative zur notorisch überlasteten A8 München-Salzburg.
  3. Zwischenstopp einlegen: Planen Sie eine Zwischenübernachtung im Inntal, anstatt die gesamte Strecke an einem Tag durchzufahren.
  4. Gardesana umfahren: Wählen Sie die Monte Baldo Höhenstraße als landschaftlich reizvolle und ruhigere Alternative zur überfüllten Uferstraße.
  5. Echtzeit-Daten nutzen: Installieren und nutzen Sie die ADAC Drive App für aktuelle Verkehrsinformationen und Stauwarnungen im Ausland.

Die beste Strategie gegen Stau ist, ihn gar nicht erst als Möglichkeit zuzulassen. Eine gut geplante Route, die die neuralgischen Punkte bewusst meidet oder zu verkehrsarmen Zeiten passiert, ist Gold wert.

Wann braucht Ihr Körper eine Pause, um konzentriert weiterzufahren?

Beim Motorradfahren in den Alpen geht es nicht nur um die Leistung der Maschine, sondern vor allem um die des Fahrers. Konzentration ist Ihre wichtigste Lebensversicherung. Doch gerade in der anspruchsvollen Umgebung der Berge wird sie schneller aufgebraucht, als man denkt. Faktoren wie die ständige Anforderung durch Kurven, die dünnere Luft in der Höhe und die mentale Verarbeitung der beeindruckenden Landschaft ermüden den Körper und den Geist.

Die Faustregel „alle zwei Stunden eine Pause“ ist ein guter Anfang, aber in den Alpen braucht es einen feineren Ansatz. Der sogenannte „Höhen-Effekt“ ist nicht zu unterschätzen. Eine Studie zur Alpentour-Sicherheit zeigt, dass die Konzentration über 2.000 Metern um bis zu 30 % schneller abnimmt als im Flachland. Das bedeutet, dass nach der Überquerung eines hohen Passes eine Pause besonders wichtig ist, auch wenn die letzte erst eine Stunde her ist. Ebenso wichtig ist die Hydration; die trockene Bergluft entzieht dem Körper unbemerkt Flüssigkeit, was zu Kopfschmerzen und Konzentrationsverlust führt.

Ein entscheidender, oft übersehener Moment für eine Zwangspause ist nach einer unerwarteten Planänderung. Wenn Sie vor einem gesperrten Pass standen und eine Umleitung fahren müssen, ist der mentale Stresslevel hoch. Profis empfehlen hier, nach der Neuorientierung eine Pause von mindestens 20 Minuten einzulegen. Nutzen Sie diese Zeit, um die neue Route in Ruhe zu studieren, etwas zu trinken und den Kopf freizubekommen. Wer direkt weiterhetzt, fährt unkonzentriert und fehleranfällig.

Motorradfahrer macht Pause am Bergpass mit Trinkflasche

Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers: nachlassende Präzision in der Kurvenlinie, ein „Tunnelblick“ oder steif werdende Muskeln sind klare Anzeichen für eine notwendige Pause. Ein kurzer Stopp mit etwas Bewegung und Flüssigkeitszufuhr kann die Konzentration für die nächste Stunde wiederherstellen und macht den Unterschied zwischen einer sicheren Fahrt und einem unnötigen Risiko.

Tiroler Fahrverbote: Welche Pässe sind für laute Motorräder am Wochenende tabu?

Seit einigen Jahren sind die „Lärmfahrverbote“ in Teilen Tirols ein heiß diskutiertes Thema und ein wichtiger Punkt in der Tourenplanung. An Wochenenden und Feiertagen sind bestimmte Streckenabschnitte für Motorräder mit einem eingetragenen Standgeräusch von über 95 dB(A) gesperrt. Dies betrifft beliebte Pässe wie das Hahntennjoch oder Teile des Lechtals. Für Fahrer von Motorrädern, die unter diesen Wert fallen, ändert sich nichts, aber für viele andere bedeutet es, dass diese Routen am Wochenende tabu sind.

Die erste Frage für jeden Fahrer ist: Betrifft es mein Motorrad? Der relevante Wert findet sich in der deutschen Zulassungsbescheinigung Teil I unter dem Feld U.1. Achtung: Steht hinter dem Wert ein „N“ (was auf eine Nahfeldmessung hindeutet), ist der Wert für die Tiroler Regelung nicht direkt anwendbar und muss umgerechnet werden, was die Sache kompliziert macht. Im Zweifel sollte man sich direkt beim Hersteller oder in Fachforen über den offiziellen Standgeräusch-Wert seines Modells informieren. Es ist ein Irrglaube, dass nur Motorräder mit Zubehörauspuffanlagen betroffen sind; auch viele Serienmodelle überschreiten diesen Grenzwert, während laut der MOTORRAD-Datenbank von 2024 über 320 aktuelle Modelle vom Fahrverbot ausgenommen sind.

Die Missachtung des Verbots kann teuer werden, mit Bußgeldern von bis zu 220 Euro und der potenziellen Untersagung der Weiterfahrt. Die Kontrollen durch die österreichische Polizei sind konsequent. Daher ist es unerlässlich, sich vorab zu informieren, ob die geplante Route durch eine der betroffenen Zonen führt. Die gute Nachricht ist, dass es Ausweichrouten gibt. Die wichtige Fernpassstraße (B179) ist beispielsweise nicht betroffen. Alternativ kann man weiträumig über Garmisch und die Schweiz ausweichen, was jedoch die Routenplanung erheblich verändert. Diese Fahrverbote müssen als harter Faktor in die Tourenarchitektur einfließen – sie sind keine „weichen“ Variablen wie das Wetter, sondern fixe Gegebenheiten an bestimmten Tagen.

München umfahren: Wann lohnt sich der weite Bogen über Landstraßen?

Für die meisten Motorradfahrer aus dem Norden und Westen Deutschlands ist München das Nadelöhr auf dem Weg in die Alpen. Der Autobahnring A99 ist die logische, aber oft auch die schlechteste Wahl, insbesondere an Freitagnachmittagen oder zu Ferienbeginn. Die Frage ist also nicht ob, sondern wann sich der vermeintliche Umweg über Landstraßen tatsächlich als Zeitersparnis und Nervenschonung erweist. Die Antwort lautet: fast immer, wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist.

Die reine Fahrzeit auf dem 65 km langen Autobahnring beträgt ohne Verkehr etwa 45 Minuten. An einem Freitagnachmittag kann sich diese Zeit leicht auf 90 bis 120 Minuten verdoppeln oder verdreifachen. In dieser Zeit fährt man nicht, man steht. Hier wird der strategische Wert von Alternativrouten offensichtlich. Eine Umfahrung über die B17 via Landsberg am Lech ist zwar 20 km länger, aber die Fahrzeit bleibt mit rund 75-80 Minuten auch im Berufsverkehr relativ konstant. Man ist in Bewegung und genießt bereits die Landschaft, anstatt auf rote Bremslichter zu starren.

Ein von Louis.de durchgeführter Zeitvergleich für die Umfahrung Münchens verdeutlicht den Unterschied zwischen den Routenoptionen und zeigt, wie trügerisch die kürzeste Distanz sein kann, wenn das Verkehrsaufkommen hoch ist. Die Wahl der richtigen Route hängt stark vom Wochentag und der Uhrzeit ab.

Zeitvergleich: Autobahnring A99 vs. Landstraßen-Alternativen
Route Distanz Fahrzeit normal Fahrzeit Freitag 15-19 Uhr
A99 Autobahnring 65 km 45 min 90-120 min
B17 über Landsberg 85 km 75 min 80 min
A94 Richtung Salzburg 95 km 80 min 85 min

Die Daten zeigen klar: Während der Stoßzeiten ist die Autobahn die langsamste Option. Der „weite Bogen“ über die Landstraße ist nicht nur stressfreier, sondern oft auch schneller. Ein guter Planungsansatz ist, die Ankunft im Großraum München so zu timen, dass man außerhalb der Hauptverkehrszeiten zwischen 7-9 Uhr und 15-19 Uhr dort durchfährt. Ist das nicht möglich, ist die Landstraßen-Alternative die strategisch klügere Wahl.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Basislager-Taktik: Buchen Sie ein zentrales Hotel für mehrere Nächte, um bei Wintersperren flexibel auf Tagestouren ausweichen zu können, ohne den Stress eines Hotelwechsels.
  • Physiologische Grenzen anerkennen: Planen Sie alle zwei Stunden und zusätzlich nach jeder Passüberquerung über 2.000 Meter eine Pause ein, um dem Konzentrationsabfall durch die Höhe entgegenzuwirken.
  • Das Zwiebelprinzip bei Regen: Verlassen Sie sich auf ein 3-Schichten-System (Funktionsunterwäsche, Isolationsschicht, atmungsaktive Außenmembran), um Nässe durch Schweiß von innen zu vermeiden.

Start in den Regen: Wie Sie Ihre Ausrüstung von innen trocken halten?

Ein plötzlicher Regenschauer in den Alpen ist keine Seltenheit, sondern eine Gewissheit. Die größte Herausforderung ist dabei oft nicht der Regen von außen, sondern die Feuchtigkeit, die von innen entsteht. Wer auf billige, nicht atmungsaktive Regenkombis setzt, erlebt oft eine böse Überraschung: Man ist am Ende genauso nass wie ohne Schutz – nur nicht vom Regen, sondern vom eigenen Schweiß. Dieser Effekt verstärkt sich beim anstrengenden Fahren in den Bergen enorm.

Die Lösung liegt in einem durchdachten 3-Schichten-System, das Feuchtigkeit aktiv vom Körper wegleitet. Die Basis bildet eine erste Schicht aus Funktionsunterwäsche, idealerweise aus Merinowolle, die Feuchtigkeit aufnimmt und nach außen transportiert, ohne sich klamm anzufühlen. Darauf folgt eine mittlere Isolationsschicht aus Fleece oder Kunstfaser (z.B. Primaloft), die auch in feuchtem Zustand noch wärmt. Die äußere Schicht ist die wichtigste: eine hochwertige Jacke und Hose mit einer atmungsaktiven Membran wie Gore-Tex Pro oder Dermizax. Diese Membranen verhindern das Eindringen von Regen, lassen aber Wasserdampf (Schweiß) von innen nach außen entweichen.

Belüftungsreißverschlüsse an der Außenjacke sind dabei kein Luxus, sondern ein entscheidendes Werkzeug zur Klimaregulierung. Bei anstrengenden Passauffahrten sollten sie geöffnet werden, um einen Hitzestau zu vermeiden, und bei der kühlen Abfahrt wieder geschlossen werden.

Praxistest: Warum billige Regenkleidung versagt

Das Team von Helmexpress hat auf Alpentouren verschiedene Arten von Regenbekleidung getestet. Das Ergebnis war eindeutig: Günstige Regenkombis ohne Atmungsaktivität führten durch Kondenswasserbildung zu mehr Nässe von innen, als der Regen von außen verursachte. Besonders bei Anstiegen über 2.000 Meter Höhe, wo die körperliche Anstrengung zunimmt, wurde dieser Effekt so stark, dass die Fahrer trotz Regenschutz komplett durchnässt waren. Die Empfehlung lautet daher, in hochwertige Membranbekleidung mit effektiven Belüftungsoptionen zu investieren.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Trocknung über Nacht. Nasse Stiefel werden am besten mit zerknülltem Zeitungspapier ausgestopft, das alle paar Stunden gewechselt wird. Es zieht die Feuchtigkeit effektiv aus dem Leder. Die gesamte Ausrüstung sollte zudem vor der Tour frisch mit einem speziellen Mittel imprägniert werden, um den Abperleffekt zu maximieren.

Häufige Fragen zur Tourenplanung in den Alpen

Wo finde ich den relevanten Wert für das Tiroler Fahrverbot in meinem deutschen Fahrzeugschein?

Der Standgeräuschpegel steht in der Zulassungsbescheinigung Teil I unter Punkt U.1. Achtung: Werte, die mit dem Zusatz ‚N‘ (für Nahfeldmessung) versehen sind, müssen für einen Vergleichswert mit 21 dB addiert werden, was die Bestimmung erschwert.

Welche Strafen drohen bei Missachtung des Fahrverbots in Tirol?

Bei Verstößen gegen das Lärmfahrverbot drohen Bußgelder von bis zu 220 Euro. Zudem kann die österreichische Polizei die Weiterfahrt auf der betroffenen Strecke untersagen.

Gibt es Ausweichrouten für von den Fahrverboten betroffene Motorradfahrer?

Ja, wichtige Transitrouten wie die Fernpassstraße (B179) sind von den Fahrverboten ausgenommen. Alternativ kann man die betroffenen Gebiete weiträumig über Garmisch und die Schweiz umfahren, was jedoch die Tourenplanung entsprechend verlängert.

Geschrieben von Claudia Lang, Zertifizierte Motorrad-Sicherheitsinstruktorin und erfahrene Tourguide. Expertin für Fahrphysik, Ergonomie und Schutzkleidung mit über 300.000 km Erfahrung.