Veröffentlicht am März 11, 2024

Die kostenlose Mitnahme Ihres Faltrads im ICE hängt nicht vom Glück ab, sondern von gezielter Vorbereitung auf die entscheidenden Reibungspunkte.

  • Kennen Sie den Unterschied zwischen „Handgepäck“ und dem entscheidenden Begriff „Traglast“ laut DB-Bedingungen.
  • Prüfen Sie das Faltmaß Ihres Rades gegen die realen Gepäckablagen im ICE 4, nicht nur gegen die Theorie.
  • Planen Sie für Umstiege an Knotenbahnhöfen wie Frankfurt Hbf Pufferzeiten ein, die über die offizielle Empfehlung hinausgehen.

Empfehlung: Messen Sie Ihr Rad, speichern Sie einen Screenshot der Beförderungsbedingungen und wählen Sie ein Modell mit einem Faltmaß unter 80 cm Länge für eine garantiert stressfreie Fahrt.

Die Vision ist verlockend: Sie steigen aus dem ICE, klappen mit wenigen Handgriffen Ihr Fahrrad auf und radeln entspannt zum Geschäftstermin oder ins Hotel, während andere noch auf ein Taxi warten. Diese nahtlose Kombination aus Fernreise und urbaner Mobilität ist der Kern des modernen Reisens. Doch die Realität sieht für viele Berufspendler und Reisende oft anders aus. Ein schlecht informiertes Zugpersonal, ein zu großes Faltrad oder ein zu knapp bemessener Umstieg können den Traum schnell in einen Albtraum aus Diskussionen, Stress und im schlimmsten Fall der Verweigerung der Mitnahme verwandeln – trotz gültiger Fahrkarte.

Die meisten Ratgeber beschränken sich auf die simple Information, dass Falträder als Gepäck gelten. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Der Schlüssel zum Erfolg liegt nicht allein im Wissen um die Regel, sondern in der meisterhaften Beherrschung der praktischen Hürden. Es geht um die sogenannten Reibungspunkte: die physikalischen Grenzen der Gepäckfächer, die menschliche Komponente bei der Interaktion mit dem Personal und die logistischen Herausforderungen an großen Bahnhöfen. Es reicht nicht, im Recht zu sein; man muss seine Reise so planen, dass man sein Recht gar nicht erst verteidigen muss.

Dieser Leitfaden geht daher einen entscheidenden Schritt weiter. Wir tauchen tief in die Beförderungsbedingungen der Deutschen Bahn ein, analysieren die Praxiskompatibilität verschiedener Faltrad-Typen mit modernen Zügen wie dem ICE 4 und geben Ihnen konkrete Handlungsanweisungen an die Hand. Von Deeskalations-Strategien gegenüber dem Zugpersonal bis hin zu realistischen Zeitplänen für den Gleiswechsel an Deutschlands größten Knotenbahnhöfen – hier erfahren Sie, wie Sie Ihr Faltrad nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch und vor allem stressfrei als kostenloses Gepäckstück im ICE transportieren.

Um Ihnen eine klare Struktur für die erfolgreiche Planung Ihrer Reise zu geben, gliedert sich dieser Artikel in mehrere praxisnahe Abschnitte. Der folgende Überblick führt Sie durch die entscheidenden Themen, die zwischen Ihnen und einer reibungslosen Fahrt stehen.

Warum wird Ihr Fahrrad im Zug abgewiesen, obwohl Sie eine Karte haben?

Der häufigste Grund für Konflikte an der Zugtür ist ein Missverständnis über den rechtlichen Status eines Faltrads. Viele Reisende sprechen von „Handgepäck“, doch der entscheidende Begriff in den Beförderungsbedingungen der Deutschen Bahn ist „Traglast“. Eine Traglast kann, anders als ein normales Fahrrad, ohne Fahrradkarte und Reservierung mitgenommen werden, sofern sie sicher verstaut werden kann und andere Fahrgäste nicht behindert. Das Problem: Die Entscheidung darüber, was „sicher verstaut“ bedeutet, liegt letztlich im Ermessen des Zugpersonals. Ist der Zug überfüllt oder das Rad unhandlich, kann die Mitnahme verweigert werden.

Die offizielle Regelung besagt, dass Gegenstände, die nicht in den Gepäckablagen oder unter dem Sitz verstaut werden können, im Prinzip nicht als Traglast gelten. Während es keine exakten Maximalmaße für eine Traglast gibt, orientiert sich das Personal oft an der Obergrenze für normales Handgepäck. Laut den offiziellen Beförderungsbedingungen der DB darf Handgepäck maximal die Maße von 120cm x 60cm x 60cm nicht überschreiten. Ein verpacktes Faltrad, das diese Maße sichtlich sprengt, wird schnell zum Diskussionspunkt. Unverpackte Räder, selbst wenn sie klein sind, werden oft kritischer beäugt, da sie als potenziell schmutzig oder gefährlich (scharfe Kanten) wahrgenommen werden.

Um Diskussionen von vornherein zu vermeiden, ist Vorbereitung alles. Treten Sie selbstbewusst auf und behandeln Sie Ihr Faltrad wie ein gewöhnliches Gepäckstück, nicht wie ein Fahrrad. Eine unauffällige Transporttasche wirkt Wunder und signalisiert sofort den Status als Gepäck. Sollte es dennoch zu einer Diskussion kommen, bleiben Sie ruhig und verweisen Sie auf die Regelungen zur Traglast.

Ihr Plan zur Deeskalation bei Diskussionen mit dem Zugpersonal

  1. Ruhig und höflich bleiben: Zeigen Sie Verständnis für die Position und die Verantwortung des Personals für die Sicherheit im Zug.
  2. Auf die Regel verweisen: Zitieren Sie Paragraph 8.2 der DB Beförderungsbedingungen: „Falträder können im zusammengeklappten Zustand als Traglast oder als Handgepäck mitgenommen werden.“
  3. Beweise bereithalten: Halten Sie einen Screenshot oder einen Ausdruck des relevanten Abschnitts der Beförderungsbedingungen auf Ihrem Smartphone oder in Papierform bereit.
  4. Lösungen anbieten: Schlagen Sie proaktiv vor, das Rad an einer anderen Stelle zu verstauen, zusätzlich zu sichern oder es anders zu positionieren, um niemanden zu stören.
  5. Nachhaken und dokumentieren: Falls die Mitnahme weiterhin verweigert wird, fragen Sie nach der genauen Regelung, auf die sich das Personal beruft, und notieren Sie sich den Namen des Mitarbeiters sowie die Zugnummer für eine spätere Beschwerde.

Brompton oder Discounter: Welches Rad passt in die Gepäckablage des ICE 4?

Die theoretische Erlaubnis ist eine Sache, die Praxiskompatibilität eine andere. Der verfügbare Stauraum variiert erheblich zwischen den verschiedenen Zugtypen der Deutschen Bahn. Insbesondere der moderne ICE 4, der auf vielen Hauptstrecken verkehrt, bietet zwar große Gepäckregale an den Wagenenden, aber die Gepäckablagen über den Sitzen sind oft schmaler als in älteren Modellen. Hier entscheidet das Faltmaß Ihres Rades über eine stressfreie Reise oder ein logistisches Problem.

Kompakte Premium-Falträder wie das Brompton sind hier klar im Vorteil. Mit einem Faltmaß von ca. 58x30x60cm passen sie oft nicht nur in die großen Regale, sondern können auch in die Lücke zwischen zwei Rückenlehnen oder sogar über den Sitz in die Ablage geschoben werden. Größere 20-Zoll-Falträder, seien es Modelle von Marken wie Dahon und Tern oder günstigere Discounter-Räder, haben es schwerer. Ihre Faltmaße überschreiten oft 75-80 cm in der Länge, was sie für die Ablagen über dem Sitz disqualifiziert und auf die oft überfüllten Hauptgepäckregale verweist.

Größenvergleich verschiedener Falträder im ICE-4-Gepäckfach

Die folgende Tabelle, basierend auf Daten von Praxistests, gibt einen Anhaltspunkt, welches Rad in welchen Zug passt. Beachten Sie, dass „kritisch“ bedeutet, dass es von der Auslastung des Zuges und der genauen Position des Regals abhängen kann. Diese Daten unterstreichen die Wichtigkeit, vor dem Kauf eines Faltrades für den Bahneinsatz die realen Maße zu prüfen.

Faltrad-Kompatibilitätsmatrix für deutsche Züge
Faltrad-Modell Faltmaß (LxBxH) ICE 4 ICE 3/3neo IC2
Brompton M6L 58x30x60cm Passt über den Sitz Passt über den Sitz Passt ins große Gepäckregal
Dahon Vitesse D8 77x35x65cm Passt nur ins große Gepäckregal Kritisch/knapp Passt ins große Gepäckregal
Tern Link D8 79x38x72cm Passt nur ins große Gepäckregal Kritisch Kritisch
Discounter 20 Zoll 85x40x75cm Kritisch/Passt nicht Passt nicht Kritisch

Praxistest: Ein Pendler berichtet

Ein Pendler, der regelmäßig mit einem Brompton im ICE reist, bestätigt die Vorteile des kompakten Faltmaßes. „Das Brompton lässt sich vor dem Bahnhof zusammenklappen und als ‚Paket‘ vor sich herschieben. Im ICE kann es zwischen den Sitzen verstaut werden. Nach Ankunft das gleiche Spiel rückwärts.“ Er betont, dass das kompakte Faltmaß des Brompton (58cm Länge) es zum idealen Begleiter für ICE-Reisen macht, während größere Modelle wie das Tern oft nur in den Gepäckregalen Platz finden, was bei vollen Zügen schnell zum Problem wird.

Wie viel Zeit brauchen Sie wirklich für den Gleiswechsel mit Fahrrad in Frankfurt Hbf?

Ein weiterer, oft unterschätzter Reibungspunkt ist die Logistik am Bahnhof selbst. Die in der App angezeigte Umsteigezeit ist für einen Reisenden mit leichtem Gepäck berechnet. Mit einem 12-15 kg schweren Faltrad, das man tragen oder rollen muss, sieht die Welt anders aus. Besonders an großen Knotenbahnhöfen wie Frankfurt, München oder Berlin können weite Wege, überfüllte Aufzüge oder defekte Rolltreppen eine knappe Verbindung unmöglich machen.

Planen Sie daher immer einen Puffer ein. Für den Frankfurter Hauptbahnhof, bekannt für seine langen Wege zwischen den Gleisen, sind 15 Minuten das absolute Minimum, wenn Sie einen Aufzug benötigen. In Berlin Hauptbahnhof sind die Wege kürzer und die Aufzüge zentraler, hier reichen oft 10 Minuten. In München Hbf sollten Sie besonders aufpassen, wenn Sie vom oder zum „Starnberger Flügelbahnhof“ (Gleise 27-36) müssen – planen Sie hier 5 Minuten extra ein. Diese realistischen Zeitfenster sind entscheidend, um den Anschlusszug ohne Hektik zu erreichen.

Wegweiser und Aufzüge am deutschen Hauptbahnhof

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der oft übersehen wird, sind die Sperrzeiten für die Fahrradmitnahme im Nahverkehr am Zielort. Kommen Sie mit Ihrem ICE zur Hauptverkehrszeit an, kann es sein, dass Sie Ihr Faltrad (aufgeklappt) nicht in S-Bahnen oder U-Bahnen mitnehmen dürfen. In vielen deutschen Städten gelten werktags Sperrzeiten von 6-9 Uhr und 16-18 Uhr für die Mitnahme von Fahrrädern im ÖPNV. Ein zusammengeklapptes Faltrad in einer Tasche fällt zwar meist unter die Gepäckregelung und ist davon ausgenommen, aber es ist ratsam, dies vorab zu prüfen, um unangenehme Überraschungen auf dem letzten Kilometer zu vermeiden.

  • Frankfurt Hbf: Planen Sie 15 Minuten ein, da die Wege lang und die Aufzüge oft überfüllt sind.
  • Berlin Hbf: 10 Minuten sind meist ausreichend dank der zentralen Aufzugsanordnung.
  • München Hbf: Vorsicht beim Wechsel vom Starnberger Flügelbahnhof (Gl. 27-36), hier 5 Minuten extra einplanen.
  • Hamburg Hbf: 8-10 Minuten für normale Umstiege, bei Stoßzeiten 12 Minuten.
  • Köln Hbf: 10 Minuten sind in der Regel ausreichend, außer bei Gleiswechsel zwischen Tiefbahnhof und oberirdischen Gleisen (15 Min.).

Das Risiko beim Abstellen im Fahrradabteil, während Sie am Sitzplatz sitzen

Manche Reisende versuchen, ihr zu großes Faltrad im ausgewiesenen Fahrradabteil abzustellen, um Diskussionen zu vermeiden. Dies birgt jedoch zwei erhebliche Risiken. Erstens: Wenn das Rad nicht als Traglast gilt, sondern als Fahrrad, benötigen Sie ein gültiges Fahrradticket und eine Reservierung. Wird bei einer Kontrolle festgestellt, dass beides fehlt, wird laut Beförderungsbedingungen ein erhöhtes Beförderungsentgelt von 60 Euro fällig. Dieses Vorgehen ist also nicht nur riskant, sondern kann auch teurer werden als das eigentliche Ticket.

Zweitens, und noch wichtiger, ist das Diebstahlrisiko. Fahrradabteile oder Mehrzweckbereiche befinden sich oft an den Enden der Waggons, außer Sichtweite der meisten Sitzplätze. Professionelle Diebe nutzen kurze Halte an Bahnhöfen, um unbeaufsichtigte, hochwertige Fahrräder zu entwenden. Bis Sie den Verlust bemerken, ist der Zug längst weitergefahren. Ihre Hausratversicherung greift in einem solchen Fall oft nicht oder nur mit hohen Selbstbeteiligungen, da der Diebstahl nicht aus einem verschlossenen Raum erfolgte.

Die einzig sichere Methode ist, das Faltrad wie ein wertvolles Gepäckstück zu behandeln und es immer in Sichtweite zu behalten. Idealerweise verstauen Sie es in der Gepäckablage über Ihrem eigenen Sitzplatz oder in einem Regal, das Sie von Ihrem Platz aus sehen können. Falls das nicht möglich ist, sollten Sie es zumindest mit einem leichten Schloss sichern. Dies schreckt Gelegenheitsdiebe ab und signalisiert, dass das Rad nicht herrenlos ist.

  • Leichtes Kabelschloss verwenden: Sichern Sie das Rad mit einem Schloss wie dem Abus Combiflex am Gepäckregal. Es bietet keinen Schutz gegen Profis, aber gegen schnelles Wegtragen.
  • Sichtkontakt halten: Positionieren Sie das Rad so, dass Sie es von Ihrem Platz aus sehen können.
  • Auffällige Transporttasche: Eine Tasche schützt nicht nur den Zug vor Schmutz, sondern macht das Rad auch als Gepäckstück kenntlich und weniger attraktiv für Diebe.
  • Rahmennummer fotografieren: Machen Sie vor der Reise ein Foto von der Rahmennummer und dem Rad im Zug. Das hilft bei einer eventuellen Anzeige und für Versicherungsansprüche.
  • Mitreisende informieren: Wenn Sie kurz den Platz verlassen, bitten Sie einen Sitznachbarn, ein Auge auf Ihr Gepäck zu haben.

Wann müssen Sie Fahrradplätze für Reisen nach Frankreich oder Österreich reservieren?

Die Regeln für die kostenlose Mitnahme von Falträdern gelten primär im deutschen Binnenverkehr. Sobald Sie eine internationale Reise antreten, betreten Sie ein Feld mit länderspezifischen Vorschriften, die sich erheblich unterscheiden können. Was in Deutschland als unkomplizierte Traglast durchgeht, kann in Frankreich oder Österreich eine Reservierungspflicht oder strenge Verpackungsvorschriften auslösen. Eine fehlende Vorbereitung kann hier zur Verweigerung der Mitnahme am Abfahrtsbahnhof führen.

Besonders strikt sind die Regeln in Frankreich. Im TGV muss ein Faltrad in einer vollständig geschlossenen Tasche mit den Maximalmaßen 120x90cm verpackt sein, um als kostenloses Gepäckstück zu gelten. Ohne eine solche Tasche wird die Mitnahme verweigert, selbst wenn das Rad die Maße unterschreitet. Im österreichischen Railjet ist die Mitnahme als Handgepäck zwar ebenfalls kostenlos, für nicht verpackte Räder wird jedoch eine Reservierung empfohlen, um sicher einen Platz zu finden. Die Schweiz und die Niederlande sind tendenziell liberaler, aber auch hier gibt es Ausnahmen, z.B. in Stoßzeiten.

Während Ihr Faltrad im deutschen ICE problemlos ist, verlangt die SNCF im TGV eine vollständig geschlossene Tasche mit Maximalmaßen. Ohne diese wird die Mitnahme verweigert – auch mit gültigem Ticket.

– ADFC, Ratgeber zur grenzüberschreitenden Fahrradmitnahme

Die Ankunft im Zielland birgt ebenfalls Besonderheiten. In Wien können Sie Ihr Faltrad kostenlos in der U-Bahn mitnehmen. In Paris ist die Mitnahme im RER und der Métro ebenfalls gratis, aber die Verkehrsbetriebe raten dringend davon ab, die Stoßzeiten zwischen 7:30-9:30 Uhr und 17:00-19:00 Uhr zu nutzen, da die Züge extrem voll sind. Informieren Sie sich vorab über die lokalen Bestimmungen, um Ihre „letzte Meile“ effizient zu gestalten.

Vergleichstabelle Fahrradmitnahme im Grenzverkehr ab Deutschland
Land Zugtyp Faltrad (verpackt) Normales Rad Kosten
Frankreich TGV Kostenlos (max. 120x90cm) Reservierungspflichtig 10 EUR
Österreich Railjet Kostenlos Reservierung empfohlen 3,50 EUR + Ticket
Schweiz EC/IC Kostenlos Reservierung möglich Ab 14 CHF
Niederlande IC/Thalys Kostenlos Außerhalb Stoßzeiten 7,50 EUR Tageskarte

Zweirad oder Dreirad: Welches Lastenrad kippt in Kurven nicht um?

Neben dem Faltrad für die Fernreise gewinnen Lastenräder für den urbanen Alltag an Bedeutung. Hier stellt sich oft die grundlegende Frage: zweirädriges Long-John-Modell oder dreirädriges Modell? Die Antwort hängt stark von der Fahrdynamik und dem Sicherheitsgefühl ab. Entgegen der intuitiven Annahme ist ein Dreirad nicht per se kippsicherer. Die Physik spielt hier eine entscheidende Rolle. Ein zweirädriges Lastenrad (wie ein Long John) fährt sich im Prinzip wie ein normales Fahrrad. In Kurven legt sich der Fahrer samt Rad und Ladung in die Kurve, wodurch die Zentrifugalkräfte ausgeglichen werden. Dies ermöglicht höhere Kurvengeschwindigkeiten und ein dynamisches, vertrautes Fahrgefühl.

Ein dreirädriges Lastenrad hingegen neigt sich nicht in die Kurve. Fährt man zu schnell in eine Kurve, wirken die Zentrifugalkräfte auf den hohen Schwerpunkt des Rades (und der Ladung). Dies kann dazu führen, dass die kurveninneren Räder den Bodenkontakt verlieren und das Fahrzeug im Extremfall umkippt. Moderne Dreiräder mit Neigetechnik versuchen, dieses Problem zu lösen, indem sie eine begrenzte Neigung des Aufbaus zulassen. Dennoch erfordern klassische Dreiräder eine vorausschauende Fahrweise und eine deutliche Reduzierung der Geschwindigkeit vor Kurven.

Die Wahl hängt also vom Einsatzprofil ab. Für schnelle, wendige Fahrten im Stadtverkehr ist das Zweirad oft die agilere und dynamischere Wahl. Für den Transport sehr schwerer oder unruhiger Lasten (z.B. mehrere Kinder) bei niedrigerem Tempo bietet das Dreirad im Stand und beim langsamen Fahren eine unübertroffene Stabilität. Es kippt beim Beladen oder an der Ampel nicht um, was ein erheblicher Sicherheitsvorteil sein kann.

Warum reicht Ihre Privathaftpflicht für den E-Scooter nicht aus?

Für die „letzte Meile“ nach der Ankunft mit dem Zug setzen viele Reisende neben dem Faltrad auch auf E-Scooter. Hier lauert eine weit verbreitete und teure rechtliche Falle: Ein E-Scooter gilt in Deutschland nicht als Spielzeug oder Fahrrad, sondern als Elektrokleinstfahrzeug. Gemäß der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV) unterliegt er einer eigenständigen Versicherungspflicht. Das bedeutet, Ihre private Haftpflichtversicherung, die normalerweise Schäden abdeckt, die Sie Dritten zufügen, greift bei einem Unfall mit einem E-Scooter nicht.

Der Betrieb eines E-Scooters im öffentlichen Straßenverkehr ist nur mit einer gültigen Versicherungsplakette (oft als „Mofa-Kennzeichen“ bezeichnet) erlaubt. Diese kleine, aufgeklebte Plakette beweist, dass für das Fahrzeug eine spezielle Kfz-Haftpflichtversicherung abgeschlossen wurde. Diese Versicherung deckt Personen-, Sach- und Vermögensschäden ab, die Sie mit dem E-Scooter bei anderen verursachen. Die Kosten für eine solche Versicherung sind überschaubar und liegen meist zwischen 20 und 40 Euro pro Jahr.

Das Fahren ohne diese Plakette ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat nach dem Pflichtversicherungsgesetz. Es drohen Geldstrafen und im Falle eines Unfalls haften Sie mit Ihrem gesamten Privatvermögen für die entstandenen Schäden, die schnell in die Hunderttausende gehen können. Bevor Sie also einen E-Scooter als Ergänzung zu Ihrer Reisekette in Betracht ziehen, stellen Sie sicher, dass Sie eine gültige Versicherungsplakette für das aktuelle Versicherungsjahr (wechselt immer zum 1. März) besitzen und diese am Fahrzeug angebracht ist.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Faltrad gilt als „Traglast“ und ist kostenlos, wenn es sicher verstaut ist – eine Transporttasche ist hier Gold wert.
  • Das Faltmaß entscheidet: Unter 60cm Länge (z.B. Brompton) passt fast immer, über 80cm wird es im ICE 4 kritisch.
  • Planen Sie für Umstiege an Knotenbahnhöfen mindestens 5-10 Minuten Pufferzeit zusätzlich zur offiziellen Angabe ein.

Lastenrad oder Lieferwagen: Was ist für junge Familien in der Stadt effizienter?

Die Betrachtung von Mobilitätsketten führt für junge Familien in urbanen Zentren oft zu einer grundlegenden Frage: Ersetzt ein modernes Lastenrad den (Zweit-)Wagen oder sogar einen kleinen Lieferwagen? Die Antwort ist eine Frage der System-Effizienz, die über reine Transportkapazität hinausgeht. Ein Lieferwagen bietet zwar Wetterschutz und eine höhere Reichweite, doch in der städtischen Realität werden diese Vorteile durch erhebliche Nachteile aufgewogen. Die Parkplatzsuche verschlingt Zeit und Nerven, steigende Kraftstoffpreise und Versicherungskosten belasten das Budget, und Umweltzonen schränken die Flexibilität ein.

Ein E-Lastenrad hingegen spielt seine Stärken genau hier aus. Es navigiert mühelos durch den dichten Verkehr, findet direkt vor der Kita oder dem Supermarkt einen „Parkplatz“ und die Betriebskosten sind minimal. Für die typischen urbanen Transportaufgaben – Kinder zur Kita bringen, Wocheneinkauf erledigen, zum Spielplatz fahren – ist das Lastenrad oft nicht nur die umweltfreundlichere, sondern auch die schnellere und stressfreiere Lösung. Moderne Modelle mit Regenverdeck bieten zudem einen guten Wetterschutz für die kleinen Passagiere.

Die Entscheidung ist keine „Entweder-oder“-Frage, sondern eine Analyse der 80/20-Regel. Wenn 80% der alltäglichen Fahrten innerhalb eines Radius von 5-10 km stattfinden, ist das Lastenrad das effizientere Haupt-Transportmittel. Für die restlichen 20% – den Urlaub, den Möbelkauf oder den Besuch bei den Großeltern auf dem Land – kann die Kombination aus Bahn (wie im ICE mit Falträdern) und Carsharing-Angeboten die intelligentere und oft auch kostengünstigere Alternative zum eigenen, selten genutzten Lieferwagen sein.

Letztendlich geht es um die bewusste Gestaltung Ihrer Mobilität. Um die beste Entscheidung zu treffen, sollten Sie die Gesamteffizienz verschiedener Verkehrsmittel für Ihren spezifischen Familienalltag bewerten.

Um Ihre Reisen und den Alltag optimal zu gestalten, ist es entscheidend, für jeden Zweck das passende Werkzeug zu wählen und dessen Regeln zu beherrschen. Beginnen Sie damit, Ihre nächste Bahnfahrt mit dem Faltrad sorgfältig zu planen, um von der maximalen Effizienz dieser intelligenten Kombination zu profitieren.

Geschrieben von Sophie Bergmann, Stadtplanerin M.Sc. und Expertin für urbane Logistik. 9 Jahre Erfahrung in der Förderung von Radverkehr, Lastenrad-Konzepten und multimodaler Mobilität.