
Die Mitnahme Ihres privaten E-Scooters im ÖPNV ist aufgrund eines uneinheitlichen Regelungs-Flickenteppichs und der akuten Brandgefahr der Akkus in vielen deutschen Städten mittlerweile verboten oder stark eingeschränkt.
- Verbote, z. B. in Berlin oder Hamburg, basieren auf realen Brandfällen im Ausland und gelten oft auch für gefaltete Roller, die früher als Gepäckstück galten.
- Fehlende Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) oder Versicherung führen nicht nur zu Bußgeldern, sondern auch zum Verlust des Versicherungsschutzes und somit zur unbegrenzten persönlichen Haftung bei Unfällen.
Empfehlung: Prüfen Sie vor jeder Fahrt die lokalen Beförderungsbedingungen Ihres Verkehrsverbundes und setzen Sie auf einen technisch einwandfreien, legalen Scooter, um teure Haftungsfallen zu vermeiden.
Jeder Pendler träumt davon: die nervige Parkplatzsuche oder den langen Fußweg von der Haltestelle zum Büro einfach überspringen. Der private E-Scooter schien die perfekte Lösung für diese „letzte Meile“ zu sein. Die landläufige Meinung war lange simpel: Einfach zusammenklappen, unter den Arm klemmen und als kostenloses Gepäckstück in Bus und Bahn mitnehmen. Doch diese Vorstellung ist für viele deutsche Städte mittlerweile ein gefährlicher Trugschluss.
Die Realität ist ein regelrechter Systembruch in der urbanen Mobilität. Ausgelöst durch Sicherheitsbedenken und eine Serie von Akkubränden im Ausland, haben viele Verkehrsbetriebe ihr Hausrecht genutzt und die Beförderungsbedingungen drastisch verschärft. Was gestern noch als cleverer Trick für Pendler galt, ist heute oft ein striktes Verbot, das bei Missachtung teuer werden kann. Der einst gefeierte Helfer für die letzte Meile ist zu einer Quelle der Unsicherheit geworden, gefangen in einem Netz aus lokalen Vorschriften, technischen Anforderungen und rechtlichen Fallstricken.
Doch den Scooter nun als Fehlinvestition abzuschreiben, wäre voreilig. Stattdessen ist ein strategischer Blick auf das Gesamtsystem erforderlich. Dieser Artikel entschlüsselt für Sie die komplexen Regeln und zeigt die versteckten Haftungsfallen auf. Wir führen Sie durch den Dschungel aus Versicherungspflicht, technischen Wartungsnotwendigkeiten und dem unübersichtlichen Regelungs-Flickenteppich der deutschen Städte. Ziel ist es, Ihnen das Wissen an die Hand zu geben, um Ihren E-Scooter sicher, legal und clever als das einzusetzen, was er sein sollte: ein wertvolles Werkzeug in Ihrer täglichen Mobilitätskette.
Um Ihnen einen klaren Überblick über die verschiedenen Aspekte zu geben, die bei der Nutzung und Mitnahme Ihres E-Scooters entscheidend sind, haben wir diesen Artikel in übersichtliche Themenbereiche gegliedert. Die folgende Gliederung führt Sie durch alle wichtigen rechtlichen, technischen und praktischen Fragen.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Wegweiser durch den E-Scooter-Regeldschungel
- Warum reicht Ihre Privathaftpflicht für den E-Scooter nicht aus?
- Wie kleben Sie das Kennzeichen so, dass es nicht abfällt oder gestohlen wird?
- ABE oder nicht: Welche Scooter dürfen in Deutschland legal auf den Radweg?
- Das Risiko beim Fahren auf dem Gehweg, das 55 € bis 100 € kosten kann
- Wann wird das Gelenk am Lenker gefährlich locker?
- Warum verlieren Sie mit dem PKW in Berlin täglich 20 Minuten mehr als mit dem E-Bike?
- Warum zahlen Sie 20 € Strafe, obwohl Sie den Roller ordentlich abgestellt haben?
- Großrad oder Kleinrad: Welcher Scooter überlebt das Kopfsteinpflaster in deutschen Altstädten?
Warum reicht Ihre Privathaftpflicht für den E-Scooter nicht aus?
Ein weit verbreiteter Irrtum ist die Annahme, ein E-Scooter sei wie ein Fahrrad oder ein Spielzeug und somit über die private Haftpflichtversicherung abgedeckt. Das ist falsch und eine der größten Haftungsfallen für Besitzer. Nach der deutschen Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV) gelten E-Tretroller als eigenständige Kraftfahrzeuge. Das bedeutet, sie unterliegen einer strikten, gesetzlich vorgeschriebenen Versicherungspflicht, genau wie ein Moped oder ein Auto.
Ohne eine gültige E-Scooter-Haftpflichtversicherung zu fahren, ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Wer erwischt wird, dem drohen empfindliche Strafen. Laut dem Pflichtversicherungsgesetz können Geldstrafen zwischen 150 und 500 Euro verhängt werden. Noch gravierender sind die Folgen bei einem Unfall: Verursachen Sie einen Schaden, haften Sie mit Ihrem gesamten Privatvermögen in unbegrenzter Höhe. Die private Haftpflichtversicherung wird die Regulierung des Schadens vollständig ablehnen.
Glücklicherweise ist der Abschluss einer solchen Versicherung einfach und relativ günstig. Die Kosten variieren je nach Anbieter und ob Sie zusätzlich eine Teilkasko gegen Diebstahl abschließen möchten, wie die folgende Übersicht zeigt.
| Anbieter | Haftpflicht (ab 23 Jahre) | Mit Teilkasko | Besonderheiten |
|---|---|---|---|
| CHECK24 | ab 8,10 €/Jahr | k.A. | Direkter Online-Abschluss |
| Allianz | 31 €/Jahr | 54 €/Jahr | 100 Mio. € Deckungssumme |
| R+V | k.A. | Mit Diebstahlschutz | Neuwertentschädigung Akku 24 Monate |
Diese kleine jährliche Investition schützt Sie vor dem finanziellen Ruin und ist die Grundvoraussetzung, um überhaupt legal am Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen. Das sichtbare Zeichen dafür ist das Versicherungskennzeichen.
Wie kleben Sie das Kennzeichen so, dass es nicht abfällt oder gestohlen wird?
Das kleine, selbstklebende Versicherungskennzeichen (auch „Plakette“ genannt) ist der sichtbare Beweis für Ihren Versicherungsschutz. Es muss jedes Jahr zum 1. März erneuert werden und eine neue Farbe haben. Doch die Anbringung ist oft problematischer als gedacht. Viele Schutzbleche sind gewölbt, rau oder aus einem Kunststoff gefertigt, auf dem Klebstoffe schlecht haften. Ein verlorenes Kennzeichen bedeutet faktisch Fahren ohne Versicherungsschutz und kann bei einer Kontrolle zu Problemen führen.
Um sicherzustellen, dass die Plakette hält, sollten Sie methodisch vorgehen. Reinigen Sie die vorgesehene Stelle am hinteren Schutzblech gründlich mit Isopropanol oder einem anderen Fettlöser. Die Oberfläche muss absolut sauber, trocken und fettfrei sein. Drücken Sie die Plakette anschließend für mindestens 30 Sekunden fest an, besonders an den Rändern. Einige Nutzer erwärmen die Klebefläche und das Schutzblech vorher kurz mit einem Föhn, um die Haftung zu verbessern. Geben Sie dem Kleber anschließend 24 Stunden Zeit, um seine volle Kraft zu entfalten, bevor Sie den Roller Nässe oder starken Erschütterungen aussetzen.

Eine noch sicherere Methode gegen Verlust und Diebstahl ist die Verwendung einer speziellen Kennzeichenhalterung. Diese Halterungen aus Metall oder robustem Kunststoff werden fest mit dem Schutzblech verschraubt. Die Versicherungsplakette wird dann auf diese glatte, stabile Fläche geklebt. Dies bietet nicht nur optimalen Halt, sondern erschwert auch potenziellen Dieben die Arbeit erheblich. Eine solche Halterung ist eine kleine, aber sinnvolle Investition in die Betriebssicherheit Ihres E-Scooters.
Neben dem sichtbaren Kennzeichen ist jedoch ein unsichtbares, aber noch wichtigeres Dokument die Voraussetzung für die Legalität Ihres Fahrzeugs: die Allgemeine Betriebserlaubnis.
ABE oder nicht: Welche Scooter dürfen in Deutschland legal auf den Radweg?
Die wichtigste Voraussetzung für die legale Nutzung eines E-Scooters in Deutschland ist die Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE), ausgestellt vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA). Ohne diese ABE gilt Ihr Scooter als nicht für den Straßenverkehr zugelassen, selbst wenn er alle technischen Anforderungen erfüllt. Die Nutzung eines E-Scooters ohne ABE ist illegal und hat weitreichende Konsequenzen. Bei einer Kontrolle droht nicht nur ein Bußgeld von 70 Euro, sondern es erlischt auch Ihr Versicherungsschutz. Im Falle eines Unfalls haften Sie persönlich und unbegrenzt.
Kaufen Sie niemals einen E-Scooter, für den der Verkäufer keine ABE nachweisen kann. Besonders bei günstigen Modellen aus dem Ausland oder von Online-Marktplätzen fehlt diese oft. Ein Experte von e-Bike Crew warnt eindringlich vor den Folgen von Tuning oder der Nutzung zu schneller Modelle:
Das ist in Deutschland illegal! Sobald dein Scooter schneller als 20 km/h fahren kann, erlischt die Betriebserlaubnis und damit auch dein Versicherungsschutz. Bei Unfällen haftest du dann persönlich – und das kann existenzbedrohend werden.
– e-Bike Crew, E-Scooter Straßenzulassung Guide
Die ABE ist somit der Passierschein Ihres Rollers für den öffentlichen Verkehrsraum. Doch woran erkennen Sie, ob Ihr Modell wirklich legal ist? Die folgende Checkliste hilft Ihnen bei der Überprüfung.
Checkliste: So prüfen Sie die Legalität Ihres E-Scooters
- ABE-Dokument prüfen: Der Hersteller oder Verkäufer muss Ihnen das offizielle Dokument der Allgemeinen Betriebserlaubnis aushändigen.
- Typenschild am Fahrzeug suchen: Suchen Sie nach einem Aufkleber oder einer Gravur am Rahmen, meist am Trittbrett oder der Lenksäule, auf der die ABE-Nummer vermerkt ist.
- KBA-Liste vergleichen: Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) führt eine öffentliche Liste aller in Deutschland zugelassenen E-Scooter-Modelle. Überprüfen Sie, ob Ihr Modell dort aufgeführt ist.
- Technische Spezifikationen kontrollieren: Die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit darf 20 km/h nicht überschreiten, und der Scooter muss über zwei voneinander unabhängige Bremsen sowie eine vorschriftsmäßige Beleuchtungsanlage mit K-Zeichen des KBA verfügen.
- Halterungsstange vorhanden: Das Fahrzeug muss eine Halte- oder Lenkstange besitzen, um unter die eKFV zu fallen.
Nur wenn all diese Punkte erfüllt sind, dürfen Sie mit Ihrem E-Scooter auf Radwegen, Radfahrstreifen und – falls diese nicht vorhanden sind – auf der Fahrbahn fahren. Der Gehweg hingegen ist und bleibt tabu.
Das Risiko beim Fahren auf dem Gehweg, das 55 € bis 100 € kosten kann
Auch wenn es verlockend erscheint, schnell über den leeren Gehweg zu flitzen, anstatt sich in den Verkehr einzufädeln: Das Fahren mit dem E-Scooter auf dem Gehweg ist strikt verboten und gefährlich. E-Scooter sind für Fußgänger nahezu lautlos und ihre Geschwindigkeit wird oft unterschätzt. Dies führt immer wieder zu gefährlichen Situationen und Unfällen, insbesondere mit Kindern, älteren Menschen oder Personen mit Kinderwagen. Die Regel ist eindeutig: E-Scooter gehören auf den Radweg oder auf die Straße.
Diese Perspektive wird durch die Erfahrungen von Fußgängern untermauert, die sich zunehmend durch rücksichtslose Rollerfahrer bedroht fühlen. Ein Betroffener schildert die Situation so:
E-Scooter auf Gehwegen stellen eine erhebliche Gefahr für Fußgänger dar, besonders für Familien mit Kinderwagen und ältere Menschen. Die schnellen, lautlosen Roller können zu gefährlichen Situationen führen.
– , Utopia.de
Die Behörden ahnden Verstöße konsequent, und die Bußgelder sind gestaffelt. Bereits das bloße Fahren auf einer nicht zulässigen Fläche kostet Geld. Kommt eine Behinderung oder Gefährdung anderer hinzu, wird es schnell teurer.
| Verstoß | Bußgeld |
|---|---|
| Fahren auf nicht zulässigen Verkehrsflächen | 15 € |
| Mit Behinderung anderer | 20 € |
| Mit Gefährdung | 25 € |
| Mit Sachbeschädigung | 30 € |
Das Einzige, was diese Bußgelder noch übersteigen kann, sind die Kosten, die durch einen Unfall infolge technischer Mängel entstehen. Ein sicherer Scooter ist daher nicht nur eine Frage des Komforts, sondern auch der persönlichen Sicherheit und Haftung.
Wann wird das Gelenk am Lenker gefährlich locker?
Für Pendler, die ihren E-Scooter täglich für die Mitnahme im ÖPNV (wo es noch erlaubt ist) oder im Kofferraum zusammenklappen, wird der Klappmechanismus am Lenkergelenk zur kritischen Schwachstelle. Dieses Gelenk ist permanenten mechanischen Belastungen ausgesetzt: durch das Gewicht des Fahrers, Vibrationen von der Fahrbahn und den wiederholten Faltvorgang. Mit der Zeit kann hier Spiel entstehen, was sich durch ein Wackeln oder Knacken des Lenkers bemerkbar macht. Ein lockeres Gelenk ist mehr als nur ein Ärgernis; es stellt ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko dar. Im schlimmsten Fall kann der Mechanismus während der Fahrt versagen, was unweigerlich zu einem schweren Sturz führt.
Daher ist eine regelmäßige Inspektion und Wartung dieses Bauteils unerlässlich. Überprüfen Sie vor jeder Fahrt kurz, ob der Lenker fest sitzt und kein Spiel hat. Nehmen Sie sich einmal pro Monat Zeit, alle Schrauben und Hebel des Klappmechanismus zu kontrollieren und gegebenenfalls mit dem vom Hersteller empfohlenen Drehmoment nachzuziehen. Achten Sie dabei auf Anzeichen von Verschleiß oder Materialermüdung wie kleine Risse im Metall.

Besonders bei Fahrten auf unebenem Untergrund wie Kopfsteinpflaster wird das Gelenk einem wahren Infrastruktur-Härtetest unterzogen. Wenn Sie häufig auf solchen Wegen unterwegs sind, sollten Sie die Wartungsintervalle verkürzen. Die Investition in einen hochwertigen Scooter mit einem robusten und vielfach getesteten Klappmechanismus zahlt sich hier langfristig durch eine höhere Sicherheit und Lebensdauer aus. Ignorieren Sie niemals ein lockeres Gelenk – Ihre Gesundheit hängt davon ab.
Doch selbst ein perfekt gewarteter und legaler Scooter nützt wenig, wenn die Regeln des öffentlichen Nahverkehrs seine größte Stärke – die Flexibilität – zunichtemachen.
Warum verlieren Sie mit dem PKW in Berlin täglich 20 Minuten mehr als mit dem E-Bike?
Der Titel mag sich auf E-Bikes beziehen, doch das Prinzip gilt für die gesamte Mikromobilität: In verstopften Innenstädten wie Berlin oder Hamburg ist man mit kleinen, wendigen Elektrofahrzeugen oft schneller am Ziel als mit dem Auto. Der E-Scooter hat hier den entscheidenden Vorteil der Faltbarkeit und Portabilität. Er verspricht, die letzte Meile von der S-Bahn-Station zur Arbeit zu überbrücken und so den täglichen Zeitverlust im Stau zu eliminieren. Doch genau hier stößt die Theorie auf die harte Realität des deutschen Regelungs-Flickenteppichs.
Die Hoffnung vieler Pendler, den Scooter einfach in Bus und Bahn mitzunehmen, wird zunehmend enttäuscht. Der Grund liegt in der Brandgefahr, die von den Lithium-Ionen-Akkus ausgeht. Nach Bränden und Explosionen in öffentlichen Verkehrsmitteln in Städten wie London oder Barcelona haben viele deutsche Verkehrsbetriebe reagiert und die Mitnahme von E-Scootern verboten oder stark eingeschränkt. Dieser „Systembruch“ macht die Planung für Pendler extrem schwierig.
Fallbeispiel: Der intermodale Traum und die deutsche Realität
In deutschen Metropolen wie Berlin und Hamburg setzen immer mehr Pendler auf flexible Mobilitätslösungen. Ein faltbarer E-Scooter kann theoretisch bequem in U-Bahn, S-Bahn oder Bus mitgenommen werden – keine Parkplatzsuche, keine langen Fußwege. Der Zeitgewinn ist gerade zur Rushhour ein entscheidender Vorteil. In der Praxis scheitert dieser Ansatz jedoch an den uneinheitlichen und sich ständig ändernden Beförderungsbedingungen der Verkehrsunternehmen, die oft sogar innerhalb einer Stadt variieren.
Die Regeln sind von Stadt zu Stadt und sogar von Verkehrsmittel zu Verkehrsmittel unterschiedlich. Was in der S-Bahn der Deutschen Bahn erlaubt ist, kann in der U-Bahn desselben Verkehrsverbundes bereits verboten sein, wie die folgende Übersicht deutlich macht.
| Stadt/Region | Regelung | Kosten |
|---|---|---|
| Berlin (BVG) | Komplett verboten seit 1. Mai 2024 | – |
| Hamburg | Verboten in U-Bahn, erlaubt in S-Bahn gefaltet | Kostenlos |
| Baden-Württemberg | Unter 1,15m und 15kg als Traglast gratis | Gratis/Fahrradticket |
| Deutsche Bahn (ICE/IC) | Kostenfrei als Handgepäck gefaltet | Kostenlos |
Diese unübersichtliche Lage zwingt Pendler zu einer genauen täglichen Planung und macht deutlich, dass der Besitz eines E-Scooters allein noch keine Garantie für eine schnellere Reisezeit ist. Ein weiteres Ärgernis wartet oft am Ende der Fahrt: das Abstellen.
Warum zahlen Sie 20 € Strafe, obwohl Sie den Roller ordentlich abgestellt haben?
Sie haben Ihren privaten E-Scooter vorschriftsmäßig am Rande des Gehwegs abgestellt, ohne jemanden zu behindern – und finden trotzdem ein Knöllchen über 20 Euro oder mehr vor? Dieses Szenario ist eine weitere frustrierende Haftungsfalle für Besitzer. Der Grund liegt oft im sogenannten Domino-Effekt und der juristischen „Störerhaftung“. Private E-Scooter dürfen grundsätzlich wie Fahrräder überall dort geparkt werden, wo sie keine Behinderung oder Gefährdung darstellen. Im Gegensatz zu Sharing-Rollern gelten für sie auch keine speziellen Verbotszonen.
Das Problem entsteht, wenn Ihr korrekt geparkter Roller von Dritten – sei es durch Unachtsamkeit, Vandalismus oder starken Wind – umgestoßen wird und dann den Gehweg blockiert. In diesem Moment wird aus einem ordnungsgemäß abgestellten Fahrzeug ein Hindernis. Wenn das Ordnungsamt dies feststellt, kann es den Halter zur Verantwortung ziehen. Juristisch gesehen greift hier die Störerhaftung: Auch wenn Sie die Behinderung nicht selbst verursacht haben, geht sie von Ihrem Eigentum aus. Sie als Halter haben die Pflicht, Ihren Roller so zu sichern, dass er auch bei Fremdeinwirkung möglichst stabil steht.
Um sich vor solchen ungerechtfertigten Bußgeldern zu schützen, sollten Sie zwei Dinge tun. Erstens: Stellen Sie Ihren Roller immer so standsicher wie möglich ab. Nutzen Sie stabile Fahrradständer, an die Sie den Roller vielleicht sogar anschließen können, oder suchen Sie geschützte Nischen. Zweitens: Machen Sie nach dem Abstellen zur Sicherheit ein Foto mit Ihrem Smartphone, das den korrekt geparkten Roller und seine Umgebung zeigt. Dieses Foto kann im Falle eines Einspruchsverfahrens als wertvoller Beweis dienen, dass Sie Ihrer Sorgfaltspflicht nachgekommen sind.
Die Stabilität beim Parken hängt dabei nicht nur vom Ständer ab, sondern auch von der grundsätzlichen Konstruktion des Rollers – insbesondere von der Größe seiner Räder, die auch für den Fahrkomfort entscheidend ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Regelungs-Flickenteppich: Die Mitnahmeregeln sind lokal. Prüfen Sie immer die Beförderungsbedingungen Ihres Verkehrsverbundes, da viele Städte die Mitnahme wegen Brandgefahr verbieten.
- Nicht ohne meine Versicherung & ABE: Fahren ohne gültige E-Scooter-Haftpflicht und Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) ist illegal und führt bei Unfällen zur unbegrenzten privaten Haftung.
- Sicherheit geht vor: Regelmäßige Wartung kritischer Teile wie des Lenkergelenks und die Wahl der richtigen Reifengröße für die jeweilige Infrastruktur sind entscheidend, um Unfälle zu vermeiden.
Großrad oder Kleinrad: Welcher Scooter überlebt das Kopfsteinpflaster in deutschen Altstädten?
Die letzte, aber vielleicht entscheidendste Frage für den Alltagsnutzen und die Sicherheit ist die Wahl der richtigen Räder. Diese Entscheidung ist der finale Infrastruktur-Härtetest für Ihren E-Scooter. Deutsche Altstädte mit ihrem charakteristischen Kopfsteinpflaster sind eine besondere Herausforderung. Während kleine, harte Vollgummireifen auf glattem Asphalt wendig und pannenfrei sind, werden sie auf Pflastersteinen zur Tortur. Die starken Vibrationen sind nicht nur extrem unbequem, sondern belasten auch den gesamten Roller, insbesondere den Klappmechanismus und die Elektronik.
Größere Räder, idealerweise Luftreifen mit 10 oder sogar 12 Zoll Durchmesser, rollen deutlich sanfter über Unebenheiten und bieten einen erheblich besseren Fahrkomfort und mehr Sicherheit. Sie gleichen Fugen und Kanten besser aus und verringern das Risiko, in Spalten stecken zu bleiben. E-Scooter-Experten bestätigen dies:
Das Kopfsteinpflaster in Städten wie Freiburg oder Quedlinburg stellt eine Extrembelastung für Klappmechanismen dar. Ein größeres Rad rollt leichter über Hindernisse wie Pflastersteine.
– E-Scooter Experten
Allerdings gibt es keinen perfekten Reifen für alle Situationen. Die Wahl ist immer ein Kompromiss zwischen Komfort, Wendigkeit, Pannensicherheit und Portabilität, wie die folgende Gegenüberstellung zeigt.
| Reifengröße | Kopfsteinpflaster | Wendigkeit | ÖPNV-Tauglichkeit | Pannenrisiko |
|---|---|---|---|---|
| 8-8,5 Zoll | Unbequem | Sehr gut | Optimal kompakt | Mittel |
| 10-12 Zoll | Komfortabel | Gut | Schwerer/sperriger | Niedriger |
| Luftreifen | Sehr komfortabel | Gut | – | Höher (Pannen) |
| Vollgummi | Hart | Gut | – | Keine Pannen |
Für den Pendler, der häufig auf gemischtem Untergrund unterwegs ist, erweist sich oft ein 10-Zoll-Luftreifen als der beste Kompromiss. Die erhöhte Pannenanfälligkeit kann durch die Verwendung von Dichtmilch im Reifen minimiert werden. Ihre Kaufentscheidung sollte sich also maßgeblich an Ihrem typischen Fahrweg orientieren, um eine sichere und angenehme Fahrt zu gewährleisten.
Häufige Fragen zur Nutzung von privaten E-Scootern
Wo darf ich meinen privaten E-Scooter abstellen?
Private E-Scooter dürfen grundsätzlich wie Fahrräder abgestellt werden, sofern sie niemanden behindern. Am besten eignen sich Fahrradständer oder der Rand des Gehwegs. Im Gegensatz zu Leihrollern gelten für private Scooter in der Regel keine von den Anbietern definierten Verbotszonen.
Was passiert bei ordnungswidrigem Abstellen?
Wenn Ihr E-Scooter andere Verkehrsteilnehmer behindert, zum Beispiel weil er mitten auf dem Gehweg liegt, kann das Ordnungsamt ein Bußgeld verhängen. Dies gilt auch, wenn der Roller von Dritten umgeworfen wurde (Störerhaftung). Die Bußgelder können je nach Schwere der Behinderung deutlich höher als 20 € ausfallen.
Sollte ich Beweise sichern, wenn ich meinen Roller abstelle?
Ja, es ist sehr empfehlenswert. Fotografieren Sie Ihren ordnungsgemäß abgestellten Scooter mit Ihrem Smartphone, sodass auch die Umgebung erkennbar ist. Dieses Foto kann als wichtiger Beweis dienen, falls Ihnen später zu Unrecht ein Bußgeld wegen falschen Parkens zugestellt wird und Sie Einspruch einlegen möchten.