Veröffentlicht am Mai 12, 2024

Entgegen der Annahme, dass schnelles Tanken den entscheidenden Vorteil bringt, zeigt die knallharte Gesamtkostenanalyse: Für Vielfahrer ist das Wasserstoffauto aktuell eine betriebswirtschaftliche Sackgasse.

  • Der Wirkungsgrad von Wasserstofffahrzeugen ist dramatisch schlechter, was die Energiekosten in die Höhe treibt.
  • Ein dünnes Tankstellennetz und ein kollabierender Gebrauchtmarkt stellen massive operative und finanzielle Risiken dar.

Empfehlung: Für eine kostenoptimierte Flotte führt bei hohen Laufleistungen kein Weg am batterieelektrischen Fahrzeug (BEV) vorbei, vorausgesetzt, die Batterielebensdauer wird strategisch maximiert.

Für Außendienstler, Pendler und alle, die beruflich auf der Straße zu Hause sind, war der Diesel lange die unangefochtene Wahl. Doch steigende Kraftstoffpreise, drohende Fahrverbote und der Druck zur CO₂-Reduktion zwingen Flottenmanager zum Umdenken. Die Suche nach einem Nachfolger führt unweigerlich zu zwei Technologien: dem batterieelektrischen Auto (BEV) und dem Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeug (FCEV). Oberflächlich betrachtet scheint der Wasserstoffantrieb mit seiner hohen Reichweite und schnellen Betankung der perfekte Diesel-Ersatz für die Langstrecke zu sein.

Doch ein erfahrener Flottenmanager blickt tiefer als auf die Werbeprospekte der Hersteller. Die entscheidende Kennzahl ist nicht die Reichweite auf dem Papier, sondern die Total Cost of Ownership (TCO) – die Gesamtkostenbilanz über die gesamte Haltedauer. Hier zählen nicht nur Anschaffung und Kraftstoff, sondern auch Wartung, Versicherung, staatliche Förderungen und vor allem der Wertverlust. Viele Vergleiche bleiben bei den offensichtlichen Vor- und Nachteilen stehen, ohne die operativen Risiken und versteckten Kosten zu quantifizieren, die im anspruchsvollen Alltag eines Vielfahrers den Unterschied zwischen Gewinn und Verlust ausmachen.

Dieser Artikel bricht mit dieser oberflächlichen Betrachtung. Wir ziehen die Brille des strengen Controllers an und analysieren, welcher Antrieb sich unter realen deutschen Bedingungen für eine jährliche Laufleistung von über 30.000 Kilometern wirklich rechnet. Es geht um die knallharten Fakten hinter der Fassade: von der gnadenlosen Effizienzbilanz über die Tücken der Infrastruktur bis zur bitteren Wahrheit auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Das Ziel ist eine klare, datengestützte Entscheidungsgrundlage, die Ihnen hilft, kostspielige Fehler bei der Modernisierung Ihrer Flotte zu vermeiden.

Um Ihnen eine fundierte Entscheidung zu ermöglichen, beleuchten wir die kritischsten Aspekte beider Antriebsarten. Der folgende Überblick führt Sie durch die zentralen Kosten- und Nutzungsfaktoren, die für Vielfahrer entscheidend sind.

Warum verbraucht ein Wasserstoffauto dreimal mehr Strom als ein E-Auto?

Die Antwort auf diese Frage ist der entscheidende, aber oft übersehene Kostenfaktor in der TCO-Analyse: die Well-to-Wheel-Effizienz. Diese Kennzahl beschreibt, wie viel der ursprünglich erzeugten Energie tatsächlich an den Rädern ankommt. Hier offenbart sich der fundamentale Nachteil des Wasserstoffs. Um Wasserstoff (H₂) für ein Auto zu erzeugen, wird meist per Elektrolyse Strom genutzt, um Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten. Dieser Prozess ist verlustbehaftet. Anschließend muss der Wasserstoff komprimiert, gekühlt, zur Tankstelle transportiert und dort ins Fahrzeug getankt werden. In der Brennstoffzelle wird der Wasserstoff dann wieder in Strom umgewandelt, um den Elektromotor anzutreiben – jeder dieser Schritte kostet Energie.

Ein batterieelektrisches Auto umgeht diese verlustreiche Kette. Der Strom wird aus dem Netz direkt in die Batterie geladen und von dort fast verlustfrei an den Elektromotor abgegeben. Die Zahlen sind ernüchternd und ein zentrales Argument für jeden Flottenmanager, der auf die Energiekosten achten muss. Die direkten Verluste bei der Umwandlung und dem Transport von Wasserstoff führen dazu, dass für dieselbe Strecke ein Vielfaches an Primärenergie (meist Strom) aufgewendet werden muss.

Die folgende Tabelle, basierend auf Analysen von führenden deutschen Institutionen, verdeutlicht den dramatischen Unterschied im Gesamtwirkungsgrad. Für einen Flottenmanager bedeutet dies: Selbst wenn der Preis pro Kilogramm Wasserstoff und pro Kilowattstunde Strom identisch wäre, sind die Energiekosten pro Kilometer bei einem FCEV systembedingt deutlich höher.

Well-to-Wheel Wirkungsgrade verschiedener Antriebsarten
Antriebsart Wirkungsgrad Energieverluste
Elektroauto (BEV) 64% 36%
Wasserstoff-Brennstoffzelle (FCEV) 27% 73%
Verbrenner (Benzin) 20% 80%

Dieser gewaltige Effizienznachteil ist der Hauptgrund, warum sich Wasserstoff im Pkw-Sektor ökonomisch bisher nicht durchsetzen konnte und ein entscheidender Faktor in der Gesamtkostenrechnung ist.

Wie finden Sie Wasserstoff-Tankstellen auf Ihrer Route ohne Umwege?

Für einen Außendienstler, dessen Terminkalender eng getaktet ist, ist die Zuverlässigkeit der Kraftstoffversorgung kein Luxus, sondern eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit. Hier zeigt sich das größte operative Risiko des Wasserstoffantriebs: die mangelhafte Infrastruktur. Während das Netz an Ladesäulen für E-Autos exponentiell wächst, stagniert der Ausbau von H₂-Tankstellen auf niedrigem Niveau. Aktuellen Erhebungen zufolge gibt es weniger als 100 betriebsbereite Wasserstofftankstellen in ganz Deutschland.

Diese geringe Dichte macht jede Langstreckenfahrt zu einer strategischen Planungsaufgabe mit hohem Unsicherheitsfaktor. Was passiert, wenn die einzige Tankstelle auf einer 500-Kilometer-Route außer Betrieb ist? Ein Umweg von 100 Kilometern zur nächsten Station bedeutet verlorene Arbeitszeit und verpasste Kundentermine – ein inakzeptables Risiko für professionelle Vielfahrer. Die Routenplanung ist nicht mehr flexibel, sondern wird durch die wenigen Tankpunkte diktiert. Die Vorstellung, spontan auf einen Kundenwunsch oder eine veränderte Verkehrslage reagieren zu können, wird zur Illusion.

Deutschlandkarte mit spärlichem Wasserstoff-Tankstellennetz

Die visuelle Darstellung der Tankstellendichte in Deutschland macht das Problem offensichtlich: Große Teile des Landes sind weiße Flecken auf der Wasserstoff-Landkarte. Für einen Flottenmanager ist dies gleichbedeutend mit einer massiven Einschränkung der Einsatzfähigkeit seiner Fahrzeuge und Mitarbeiter. Das Fahrzeug ist nicht mehr ein Werkzeug zur Umsatzgenerierung, sondern wird selbst zu einem logistischen Problem, das gemanagt werden muss.

Im Gegensatz dazu bietet das Ladenetz für E-Autos, insbesondere mit Zugang zu Schnellladesäulen (HPC) entlang der Autobahnen, eine weitaus höhere Dichte und damit eine deutlich größere operative Flexibilität und Sicherheit.

Brennstoffzelle vs. Akku: Welches Auto lässt sich nach 4 Jahren besser verkaufen?

Der Wertverlust ist einer der größten Posten in der TCO-Rechnung eines Fahrzeugs. Hier offenbart sich die vielleicht größte finanzielle Gefahr für Wasserstoff-Pioniere: die Restwert-Falle. Ein gesunder Gebrauchtwagenmarkt entsteht durch eine nennenswerte Nachfrage und ein ausreichendes Angebot an Neufahrzeugen. Beides ist bei Wasserstoff-Pkw in Deutschland de facto nicht vorhanden. Die Zulassungszahlen sind so gering, dass sie im Gesamtmarkt statistisch kaum relevant sind. Ein extremes Beispiel verdeutlicht das Dilemma: Im gesamten Jahr 2024 wurden in Deutschland laut ADAC-Daten nur 148 Toyota Mirai neu zugelassen.

Diese homöopathischen Stückzahlen führen zu einem nicht existenten Gebrauchtmarkt. Wer soll ein vier Jahre altes Wasserstoffauto kaufen, wenn schon die Neufahrzeuge kaum Abnehmer finden? Die wenigen verfügbaren Gebrauchtwagen stehen oft monatelang bei den Händlern und können nur mit extremen Preisabschlägen verkauft werden. Für einen Leasingnehmer oder Flottenbetreiber bedeutet dies katastrophal niedrige Restwerte, was sich direkt in extrem hohen Leasingraten oder einem massiven Verlust beim Wiederverkauf niederschlägt. Ein Marktbeobachter fasst die Stimmung treffend zusammen, wie in einer Analyse von ecomento.de berichtet wird:

Der größte Teil der wenigen Neuzulassungen an FCEVs wurde von den Herstellern dieser Autos selbst, deren Händlern oder der Gasehersteller zugelassen. Welcher normal denkende Mensch sollte sich solch ein FC-Auto heute noch zulegen.

– Marktbeobachter, ecomento.de Marktanalyse

Im Gegensatz dazu haben sich batterieelektrische Fahrzeuge längst als feste Größe auf dem Neu- und Gebrauchtwagenmarkt etabliert. Es gibt eine breite Modellvielfalt, eine hohe Nachfrage und etablierte Prozesse zur Bewertung der Batteriegesundheit. Der Restwert eines gängigen E-Autos ist heute kalkulierbar und deutlich stabler als der eines Exoten wie dem Wasserstoff-Pkw. Für eine betriebswirtschaftlich orientierte Entscheidung ist das Risiko eines Totalverlusts beim Wiederverkauf eines FCEV schlichtweg zu hoch.

Somit ist aus reiner TCO-Perspektive der Griff zum batterieelektrischen Fahrzeug die weitaus sicherere und wirtschaftlich vernünftigere Investition.

Der Fehler bei der Heizungsnutzung, der die Reichweite um 40 % reduziert

Ein entscheidender Faktor für die Praxistauglichkeit auf der Langstrecke ist die Reichweite im Winter. Hier machen viele E-Auto-Fahrer einen entscheidenden Fehler, der die Reichweite drastisch reduziert, während das Wasserstoffauto einen systembedingten Vorteil ausspielt. Der kritische Punkt ist die Innenraumheizung. Ein batterieelektrisches Fahrzeug muss die für die Heizung benötigte Energie vollständig aus der Antriebsbatterie ziehen. Insbesondere Modelle ohne eine effiziente Wärmepumpe heizen oft mit reinen PTC-Heizelementen, was den Verbrauch und damit den Reichweitenverlust im Winter auf bis zu 40 % erhöhen kann.

Das Wasserstoffauto hingegen profitiert von einem physikalischen Prinzip: Die Brennstoffzelle erzeugt bei der Umwandlung von Wasserstoff in Strom eine erhebliche Menge an Abwärme. Im Sommer ist diese Abwärme ein Effizienzproblem, das weggekühlt werden muss. Im Winter wird sie jedoch zum Vorteil: Die Abwärme kann direkt und fast ohne zusätzlichen Energieaufwand genutzt werden, um den Fahrzeuginnenraum zu heizen. Dadurch bleibt der Reichweitenverlust bei Kälte bei einem FCEV deutlich geringer als bei einem BEV, insbesondere im Vergleich zu einem Modell ohne Wärmepumpe.

Wärmeverlust beim Elektroauto im deutschen Winter

Die folgende Gegenüberstellung zeigt den typischen Reichweitenverlust bei winterlichen Temperaturen. Während moderne E-Autos mit Wärmepumpe den Verlust bereits deutlich reduzieren können, bleibt das Wasserstoffauto in dieser spezifischen Disziplin überlegen.

Reichweitenverlust bei Kälte
Fahrzeugtyp Reichweite bei 20°C Reichweite bei -5°C Verlust
E-Auto (ohne Wärmepumpe) 400 km 280 km -30%
E-Auto (mit Wärmepumpe) 400 km 340 km -15%
Wasserstoffauto 600 km 540 km -10%

Für Flottenmanager bedeutet dies: Bei der Konfiguration eines E-Autos für den Vielfahrer-Einsatz ist die Investition in eine Wärmepumpe absolut unerlässlich, um die Wintertauglichkeit und damit die Planbarkeit der Routen zu gewährleisten.

Wie verlängern Sie die Reichweite durch Rekuperation im Stadtverkehr?

Eine der elegantesten Methoden zur Effizienzsteigerung bei modernen Elektroantrieben – egal ob Batterie oder Brennstoffzelle – ist die Rekuperation. Dabei wird die kinetische Energie des Fahrzeugs, die beim Bremsen oder Ausrollen normalerweise als Wärme verloren ginge, durch den Elektromotor in elektrische Energie umgewandelt und zurück in den Speicher (die Batterie) gespeist. Besonders im Stadt- und Überlandverkehr mit häufigen Geschwindigkeitswechseln kann diese Technik die Reichweite spürbar verlängern. Es ist ein kostenloser Energiegewinn, der direkt die Betriebskosten senkt.

Sowohl BEVs als auch FCEVs nutzen dieses Prinzip, da beide auf einem elektrischen Antriebsstrang basieren. Durch eine vorausschauende Fahrweise lässt sich der Effekt maximieren. Anstatt stark auf die Bremse zu treten, nutzt man die Motorbremswirkung der Rekuperation, um das Fahrzeug sanft zu verlangsamen. Viele moderne Fahrzeuge bieten hierfür verschiedene Modi, oft als „One-Pedal-Driving“ bezeichnet, bei dem das Fahrzeug bis zum Stillstand abbremst, sobald man den Fuß vom Gaspedal nimmt. Tests des ADAC haben gezeigt, dass durch geschickte Nutzung der Rekuperation eine signifikante Energierückgewinnung möglich ist. In manchen Fahrsituationen sind bis zu 15% Energierückgewinnung beim Bremsen erreichbar.

Für einen Vielfahrer, der auch Strecken im urbanen Raum zurücklegt, ist die Beherrschung der Rekuperation ein wichtiger Hebel zur Optimierung der TCO. Jede zurückgewonnene Kilowattstunde muss nicht teuer nachgeladen oder nachgetankt werden. Wichtig ist, die Rekuperationsstufe an die jeweilige Verkehrssituation anzupassen: Im fließenden Autobahnverkehr ist eine niedrige Stufe oder das „Segeln“ (freies Rollen) oft effizienter, während bei Bergabfahrten oder im dichten Stadtverkehr die maximale Rekuperationsstufe die größten Einsparungen bringt.

Durch die aktive Nutzung dieser Technologie kann ein Fahrer die Effizienz seines Fahrzeugs direkt beeinflussen und somit die Betriebskosten aktiv senken – ein wichtiger Aspekt für jede kostenbewusste Flotte.

E-Auto leasen oder Benziner behalten: Was ist nach 5 Jahren wirklich grüner?

Die Frage nach der Umweltfreundlichkeit eines Antriebs ist komplex und lässt sich nicht allein durch die Emissionen am Auspuff beantworten. Eine seriöse Bewertung muss den gesamten Lebenszyklus („Well-to-Wheel“) betrachten, also von der Energieerzeugung über die Fahrzeugherstellung bis zum Betrieb. Hier zeigt sich, dass die oft als „sauber“ beworbenen Antriebe eine unterschiedliche CO₂-Bilanz aufweisen. Insbesondere die Herstellung von Batterien und Brennstoffzellen ist energieintensiv und erzeugt einen „CO₂-Rucksack“, der im Betrieb erst abgetragen werden muss.

Eine umfassende Lebenszyklusanalyse des ADAC zeigt überraschende Ergebnisse: Mit dem aktuellen deutschen Strommix emittiert ein Wasserstoffauto über seinen gesamten Lebenszyklus rund 179 g CO₂ pro Kilometer. Ein vergleichbares batterieelektrisches Auto schneidet hier deutlich besser ab. Der Grund liegt wieder in der bereits diskutierten, schlechteren Energieeffizienz des Wasserstoffpfades. Die hohen Energieverluste bei der Herstellung, dem Transport und der Rückverstromung von Wasserstoff schlagen sich direkt in einer schlechteren CO₂-Gesamtbilanz nieder.

Doch wie sieht der Vergleich zum klassischen Verbrenner aus? Zwar startet das E-Auto mit einem größeren CO₂-Rucksack aus der Produktion, doch dieser wird im Betrieb sukzessive abgebaut. Eine Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) zeigt, dass ein E-Auto diesen Nachteil je nach Fahrleistung und Strommix nach etwa 80.000 bis 90.000 Kilometern gegenüber einem Benziner ausgeglichen hat. Für einen Vielfahrer mit über 30.000 km pro Jahr ist dieser Punkt also bereits nach rund drei Jahren erreicht. Ab diesem Zeitpunkt fährt das E-Auto ökologisch deutlich sauberer. Aus der reinen TCO-Perspektive bleibt die Rechnung komplex. Eine ADAC-Kostenvergleichsanalyse kommt zu dem Schluss, dass je nach Modell, Ladekosten und Kraftstoffpreisen auch heute noch ein Benziner oder Diesel in der Gesamtkostenrechnung günstiger sein kann, vor allem wegen der noch immer hohen Anschaffungspreise für E-Autos und teuren öffentlichen Ladevorgängen.

Für den Flottenmanager bedeutet das: Der Umstieg auf E-Mobilität ist ökologisch für Vielfahrer klar vorteilhaft, muss aber ökonomisch für jedes Fahrzeugmodell und jedes Einsatzszenario spitz durchgerechnet werden.

Warum schadet das Laden auf 100 % der Batterie mehr als Schnellladen?

Für die Langlebigkeit einer Antriebsbatterie – und damit für den Werterhalt und die TCO eines Elektroautos – ist das richtige Lademanagement entscheidend. Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass vor allem das schnelle Laden mit Gleichstrom (DC) an Schnellladesäulen der Batterie schadet. In Wahrheit ist ein anderer Faktor auf Dauer schädlicher: das regelmäßige und langanhaltende Laden auf einen Ladestand von 100 %. Auch das dauerhafte Verharren bei sehr niedrigem Ladestand unter 10 % sollte vermieden werden.

Der Grund liegt in der Chemie von Lithium-Ionen-Akkus. Sowohl bei sehr hohen als auch bei sehr niedrigen Ladezuständen stehen die Materialien in den Batteriezellen unter hoher chemischer und physikalischer Spannung. Das Laden auf 100 % führt zu einer maximalen Einlagerung von Lithium-Ionen in die Kathode, was die Struktur des Materials belastet und zu irreversiblen Kapazitätsverlusten führt. Die Batterie altert schneller. Experten empfehlen daher, die Batterie im Alltagsbetrieb in einem „Wohlfühlfenster“ zwischen 20 % und 80 % Ladezustand zu halten. Das Laden auf 100 % sollte nur unmittelbar vor einer langen Fahrt erfolgen, bei der die volle Reichweite benötigt wird.

Das Schnellladen (DC-Laden) hingegen ist für die Batterie weniger schädlich, als oft angenommen wird. Zwar erzeugt es mehr Wärme, doch das Batterie-Management-System (BMS) moderner E-Autos überwacht die Temperatur präzise und regelt die Ladeleistung herunter, um eine Überhitzung zu vermeiden. Solange DC-Laden nicht exzessiv und ausschließlich genutzt wird, sind die Auswirkungen auf die Lebensdauer bei aktuellen Fahrzeugen moderat. Das häufige Parken des Fahrzeugs mit einem Ladestand von 100 % über Nacht oder gar über das Wochenende hinweg ist für die Batteriegesundheit deutlich abträglicher.

Für einen Flottenmanager ist die Schulung der Fahrer auf diese einfachen, aber wirkungsvollen Regeln ein entscheidender Hebel, um die Lebensdauer der teuersten Komponente des Fahrzeugs zu maximieren und den Restwert zu sichern.

Das Wichtigste in Kürze

  • Effizienz entscheidet: Der systembedingt dreifach höhere Primärenergieverbrauch macht Wasserstoff pro Kilometer strukturell teurer.
  • Operatives Risiko: Das lückenhafte Tankstellennetz in Deutschland stellt ein unkalkulierbares Risiko für zeitkritische Geschäftsfahrten dar.
  • Restwert-Falle: Aufgrund minimaler Neuzulassungen existiert kein liquider Gebrauchtmarkt für Wasserstoffautos, was zu einem dramatischen Wertverlust führt.

Wie erhalten Sie 90 % Ihrer Batteriekapazität auch nach 100.000 km?

Die Langlebigkeit der Batterie ist der Schlüssel zur Maximierung des Return on Investment eines Elektrofahrzeugs. Eine hohe Restkapazität nach mehreren Jahren und hohen Laufleistungen sichert nicht nur einen guten Wiederverkaufswert, sondern gewährleistet auch die dauerhafte Einsatzfähigkeit des Fahrzeugs ohne signifikante Reichweitenverluste. Das Ziel, nach 100.000 Kilometern noch über 90 % der ursprünglichen Kapazität zu verfügen, ist realistisch, erfordert aber ein diszipliniertes Batteriemanagement. Es geht darum, die chemische Alterung der Zellen durch intelligente Nutzung und Ladung zu verlangsamen.

Die wichtigste Regel wurde bereits erwähnt: Vermeiden Sie extreme Ladezustände. Das Fahrzeug sollte idealerweise nie über längere Zeit mit vollem oder fast leerem Akku abgestellt werden. Moderne E-Autos und Lade-Apps unterstützen den Fahrer dabei, indem sie ein Ladeziel (z. B. 80 %) einstellen lassen. Weitere entscheidende Faktoren sind die Temperatur und die Art des Ladens. Bei Kälte sollte das Fahrzeug möglichst direkt nach der Fahrt geladen werden, solange die Batterie noch warm ist, da dies den Ladevorgang schont. Im Sommer sollte das Auto wenn möglich im Schatten geparkt werden, um eine Überhitzung der Batterie zu vermeiden. AC-Laden (Wechselstrom an einer Wallbox oder Normalladesäule) ist immer schonender als DC-Schnellladen und sollte, wann immer möglich, bevorzugt werden.

Die Umsetzung dieser Prinzipien im Alltag eines Vielfahrers erfordert eine gewisse Routine, die sich aber schnell bezahlt macht. Die folgende Checkliste fasst die wichtigsten Maßnahmen für eine maximale Batterielebensdauer zusammen.

Ihr Plan für ein langes Batterieleben: Checkliste für Vielfahrer

  1. Ladefenster definieren: Halten Sie den Ladezustand im Alltag konsequent zwischen 20 % und 80 %.
  2. DC-Laden strategisch nutzen: Setzen Sie Schnellladen nur auf Langstrecken ein, wenn es wirklich nötig ist. Für den Alltag ist AC-Laden die bessere Wahl.
  3. Temperaturmanagement beachten: Laden Sie bei Kälte direkt nach der Fahrt und parken Sie das Fahrzeug bei Hitze im Schatten.
  4. Intelligente Lade-Apps verwenden: Nutzen Sie Funktionen wie das Einstellen eines Ladeziels (z. B. 80 %) und zeitgesteuertes Laden.
  5. Software aktuell halten: Führen Sie regelmäßig die vom Hersteller angebotenen Software-Updates durch, da diese oft auch Optimierungen für das Batteriemanagement enthalten.

Die konsequente Anwendung dieser Regeln ist der Schlüssel, um die maximale Kapazität und damit den Wert Ihrer Batterie zu erhalten.

Wenden Sie diese Prinzipien des Batteriemanagements konsequent an. So stellen Sie sicher, dass Ihre Elektrofahrzeug-Flotte nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch über die gesamte Haltedauer eine erstklassige Leistung erbringt und die TCO minimiert wird.

Häufig gestellte Fragen zu Wasserstoff vs. Batterie

Gibt es schädliche Betankungspraktiken für die Brennstoffzelle?

In Deutschland gibt es ein ausgereiftes Regelwerk für den sicheren Betrieb von Tankstellen. Dieses Regelwerk wird im Rahmen der Genehmigung von Tankstellen angewendet und regelmäßig aktualisiert.

Wie beeinflusst die Reinheit des Wasserstoffs die Lebensdauer?

Die Wasserstoffqualität an deutschen Tankstellen wird streng überwacht und entspricht den Normen für Brennstoffzellen-Fahrzeuge.

Sollte man die Brennstoffzelle regelmäßig komplett entleeren?

Anders als bei Batterien gibt es bei Brennstoffzellen keinen Memory-Effekt. Teilbetankungen sind unproblematisch.

Geschrieben von Julia Wagner, Diplom-Elektroingenieurin und Beraterin für E-Mobilität. Expertin für Batterietechnologie, Ladeinfrastruktur und alternative Antriebe mit 10 Jahren Industrieerfahrung.